Standort: Schleusenhaus Alsterschöpfwerk, Ecke Schaartor / Herrlichkeit - U-Bahn-Linie U3, Station Baumwall  
Materialien:

Hochspannungsleuchtstoffröhren bilden Neonwirbel

Unterkonstruktion aus Stahlprofilen

 
installiert: 1989  
Foto: Wolfgang Neeb  
Ernst Mitzka    "Vom Fluß in den Strom - Pegel halten!"

"In einem gläsern-transparenten Schleusenhaus am Schaartorkanal, in dem Turbinen bei hohem Pegelstand Wasser aus der Alster in die Elbe pumpen sollen, ließ Mitzka drei zu Wasserstrudeln geformte Neonröhren aufhängen und schrieb auf die große Glasfront den Text "Vom Fluss in den Strom - Pegel halten!"


Obwohl Video und Fotografie eine gewisse Dominanz haben, ist Ernst Mitzkas Werk nicht von einzelnen Medien her zu definieren. Seine Auseinandersetzung mit dem Bild steht im Kontext der Analyse politischer und psychologischer Zusammenhänge. Auch visuelle Darstellungen sind für ihn stets in gewisser Weise ideologisch.

Mitzka, 1945 in Marburg geboren, hat verschiedene raumbezogene Arbeiten in Ausstellungshäusern realisiert, seine Auseinandersetzung mit örtlichen Kontexten geht bis zu Aktionen im öffentlichen Raum (zum Beispiel Plakataktionen).

Ein direkter Eingriff in eine zumindest für das Auge öffentlich zugängliche architektonische Situation erfolgte für das "Hamburg Projekt 1989". Auf die Anfrage für die Teilnahme hin durchstreifte Mitzka den gesamten Innenstadtbereich, um einen geeigneten Ort für ein Projekt zu finden. Er entschied sich für ein von der U-Bahn-Linie U3 zwischen Rödigsmarkt und Baumwall sichtbares Schleusenhaus am Schaartorkanal, von dem aus der Wasserpegel der Alster kontrolliert werden soll. Dies soll der Überflutungsgefahr der Innenstadt entgegenwirken, um Schäden zu verhindern, wie sie noch die Sturmflut 1962 angerichtet hatte. Bei drohendem Hochwasser der Alster wird Wasser in die Elbe abgepumpt.

Dieses Gebäude, eine No-Name-Architektur aus den sechziger Jahren, weist an beiden Längsfassaden eine großflächige Verglasung auf, die es von beiden Seiten durchschaubar macht. Diese Entscheidung sieht Mitzka durchaus als kreativen Akt des nicht bekannten Architekten. Die Anmutungsqualität des Gebäudes erinnert gleichwohl an eine Schulturnhalle.

Eine 'kreative' Nutzung lag vor Mitzkas Eingriff bereits vor. Einer der Schleusenwärter hatte eine Art Gewächshaus eingerichtet, indem er hier eine große Sammlung von Pflanzen, vor allem Kakteen und Palmen, anlegte.

Einer weiteren künstlerischen Nutzung des Gebäudes wurde deshalb durchaus skepsisch begegnet, doch Mitzkas konnte die Bewilligung seines 'Konkurrenzprojektes' erreichen.

Mitzkas Intervention, die sich inhatlich direkt mit der Funktion des Gebäudes auseinandersetzt, besteht aus einer Licht- und einer Schriftarbeit. Über den drei Schleusenturbinen befinden sich auf mittlerer Fensterhöhe, bei Nacht durch die Beleuchtung weithin sichtbar, drei in Form eines Wasserstrudels gebogene Neonröhren. Die Form beruht auf einer schematischen Darstellung eines Wasserstrudels aus einem kulturgeschichtlichen Buch, nach der der Künstler ein dreidimensionales Modell anfertigte, das wiederum von einem Glasbläser in die endgültige Form umgesetzt wurde. Auf der Fensterfront Richtung U-Bahn/Elbe befinden sich zwei Schriftzüge: "Vom Fluß in den Strom" ist mit Hilfe computerangefertigter Folienschablonen in der Schrifttype Antiqua leicht schräg mit weißer Ölfarbe auf das Glas aufgetragen, "Pegel halten" in senkrechter Type in Schwarz.

Mitzka hat dieses Werk dem Privatgelehrten Viktor Schauberger gewidmet, der sich zwischen den beiden Weltkriegen vehement gegen die Begradigung von Flüssen engagierte und auf der Notwendigkeit natürlicher Flußläufe insistierte. Schauberger veröffentlichte ein Buch "Implosion statt Explosion", sein bekanntestes Projekt hieß "Forellenturbine"."


Ludwig Seyfarth

Kulturbehörde Hamburg